ARCHIV

Busse neigen sich dem Bordstein zu



Eine knappe Million Euro hat der Kreisverkehrsbetrieb (KVB) investiert und drei Linienbusse mit Niederflurtechnik und Klimaanlage sowie einen neuen Reisebus angeschafft. Die Technik erlaubt Fahrgästen in diesen Bussen zukünftig einen einfachen stufenlosen Ein- und Ausstieg.
 
 

(SIGMARINGEN/sz) Landrat Dirk Gaerte nimmt einen der drei Niederflurbusse, die ab jetzt im Landkreis unterwegs sind, persönlich unter die Lupe. Er nimmt auf einem der 45 Sitze Platz und guckt zufrieden. Im Bus riecht es noch ganz neu. Eine Viertelmillion Euro hat er gekostet. Zuschüsse gab es auch, sie belaufen sich allerdings auf vergleichsweise läppische 27 000 Euro pro Bus. Dafür müssen die Busse aber auch acht Jahre lang gefahren werden, bevor sie gegen neue ausgetauscht werden.

Die neuen Busse sollen aber auch mehr Komfort bieten als bisher. 1,7 Millionen Fahrgäste transportiert der KVB jährlich im Landkreis. Die meisten von ihnen sind Schulkinder und ältere Leute. Gerade für letztere sowie Rollstuhlfahrer und Mütter, die mit einem Kinderwagen unterwegs sind, soll Busfahren nun einfacher werden.

"Wir müssen an die Zukunft denken", betont KVB-Geschäftsführer Karl-Hermann Brugger. "Gerade ältere Menschen sind auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen und die haben oft Probleme, in einen normalen Linienbus einzusteigen." Wenn sie nicht mehr sicher auf den Beinen sind, eine Gehhilfe oder einen Rollator dabei haben, werde der Einstieg zum Abenteuer. Denn nicht immer sei die helfende Hand eines Fahrgastes in der Nähe.

Die mit Niederflurtechnik ausgestatteten Busse können sich auf Knopfdruck zur Seite neigen und so die Einstiegshöhe verringern. Im Idealfall könnten dann Rollatoren und Kinderwagen direkt vom Bordstein in den Bus geschoben werden. "Der Bau der Bushaltestellen liegt bei den Kommunen", so Brugger. Wo es keinen Bordstein gibt, werde aber wenigstens die Einstiegshöhe soweit verringert, dass alte Leute keine riesigen Schritte mehr machen müssten.

 

"Außerdem besitzen die Busse noch eine solche Rampe", erklärt Robert Bayer, zu dessen Firma Bayer-Reisen die KVB Sigmaringen GmbH (wie sich der Kreisverkehrsbetrieb offiziell nennt) gehört, und zieht an einem Griff eine Rampe vom Boden des Busses hoch, die sich auf den Gehweg klappen lässt. So können auch Rollstuhlfahrer bequem in den Bus "fahren". Etwas kompliziert ist das Rampensystem schon. Immerhin muss der Busfahrer seinen Platz hinterm Steuer verlassen, um die Rampe manuell auszufahren. "Elektrische Rampen sind viel zu teuer", so Bayer. "Und so oft kommen Rampen auch nicht zum Einsatz." Eine Verspätung der Busse, weil der Busfahrer alle naselang die Rampe ausklappen muss, ist also nicht zu befürchten.

Zurzeit fahren die Busse des KVB auf sechs Linien zwischen Sigmaringen, Pfullendorf, Meßkirch, Krauchenwies, Ostrach und Wald sowie im Auftrag der Stadtwerke im Sigmaringer Stadtverkehr. Stets sei man dabei, so Brugger, die Fahrpläne zusammen mit dem Verkehrsplaner Ulrich Grosse zu optimieren. "Gerade bei den Fahrplänen zu Schulbeginn und Schulschluss lässt sich immer etwas verbessern", so Grosse. "Wenn Schulen geschlossen oder zusammen gelegt werden, gibt es neue Konstellationen." Man sei stets bemüht, gerade in kleineren Orten die Busverbindungen zu erhalten.

Mit dem neuen Reisebus wollen die KVB-Geschäftsführer das Tourismus- und Reisegeschäft forcieren. Wenn gerade keine Gruppen den Bus gemietet haben, ist er im ganz normalen regionalen Überlandverkehr eingesetzt. "Wir können es uns nicht leisten, den Bus einfach auf dem Hof stehen zu lassen", so Brugger.
 
 
Quelle: Schwäbische Zeitung